Fragmente aus „Das abbe Bein“

Man sollte es nicht zu ernst nehmen! Wie viele Gliedmaßen auf der Welt haben schon ihren rechtmäßigen Ort verloren… aber wenn man selbst betroffen ist, dann verliert man mit dem Bein seinen Platz in der Welt… wird hinaus katapultiert aus jeder Normalität.

HaWe hatte kein Bein verloren. Seine Standhaftigkeit im Leben hatte schon immer Schwächen gehabt. Das hatte begonnen mit dieser schauderhaften Empfindlichkeit: kratzende Stoffe, quälende Geräusche, beißende Gerüche und Menschen, die einem die Lust zum Atmen nahmen … geschlagen mit Nerven, die ständig überreizt waren, verkrampften Muskeln, zusammengepresste Zähnen …

Schuld waren wohl die ständigen Angriffe in seiner Kindheit, die Überfälle mitten im Zimmer, das hastige Gepackt– und Versteckt– werden, das zitternde Kauern im Versteck, das verzweifelte Warten, bis alles vorbei und friedlich sein würde ….

Die Welt um sich herum nahm er nur mit einem inneren Stocken und Stottern wahr: Die Alte mit der Augenklappe aus der Wohnung nebenan, die Männer mit den verdreckten Arbeitshosen und der Ausdünstung nach verschüttetem Bier … die Kinder, die zum Spielen kamen, hatten dicke Backen und klebrige Finger, sie schrien mit schrillen Stimmen und hatten die blanke Bosheit im Auge, wenn sie seine Spielsachen zerstörten.

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